1. Welche spezifische Reinigungstechnologie bietet Dein Institut an?
Am Fraunhofer IPA nutzen wir ein breites Spektrum innovativer Reinigungstechnologien, von Mehrbad-Ultraschallprozessen über moderne Lösemittelanlagen bis hin zur CO₂-Schneestrahlreinigung.
Mein Schwerpunkt liegt jedoch auf der messtechnischen Bewertung der Reinigungswirksamkeit und des allgemeinen Reinheitszustands von Komponenten. Messtechnik ist für uns der Schlüssel, um Reinigungsergebnisse objektiv zu beurteilen und Prozesse gezielt zu optimieren.
2. Mit welchen Kompetenzen (Deines Institutes) bietet ihr die Technologie an?
Wir verfügen über mehr als 35 Jahre Erfahrung in der Reinheitstechnik und über 25 Jahre in der Technischen Sauberkeit, unter anderem als federführende Stelle der zentralen Richtlinie zur Prüfung der Technischen Sauberkeit: der VDA-19-Reihe.
Unsere besondere Stärke ist unser CleanLab mit Laboren der ISO-Klassen 3, 6 und 8, direkt angebunden an unseren ISO-1-Reinraum für Reinigungsprozesse. Mit modernster Partikelanalytik, von automatisierten Lichtmikroskopen über Fluoreszenz bis hin zu REM/EDX und Mikro-CT, können wir Reinigungsergebnisse objektiv bewerten und branchenübergreifend fundiert unterstützen.
3. Warum sollte man gerade zu Euch kommen und nicht auf eine Lösung vom Markt zurückgreifen? Welchen Vorteil bietet es dem Kunden?
Weil wir Reinheit nicht nur herstellen, sondern messen und beweisen können – ein Vorteil, den klassische Reinigungsdienstleister meist nicht bieten.
Als unabhängiges Forschungsinstitut sind wir an keine Technologie gebunden und können Lösungen neutral bewerten. Dabei kombinieren wir eine einzigartige Infrastruktur mit der wissenschaftlichen Expertise eines interdisziplinären Teams, das Normen wie VDA 19.1, VDA 19.2 und ISO 16232 selbst mitentwickelt hat.
Für Unternehmen bedeutet das: Daten statt Vermutungen und eine Reinheitslösung, die wirklich zur Anwendung passt.
4. Wo bzw. in welcher Branche und bei welchen Reinigungsaufgaben kommt die Technologie meist zum Einsatz?
Heutzutage spielt das Thema Reinheit in nahezu allen Branchen eine zentrale Rolle. Unsere Technologie kommt überall dort zum Einsatz, wo Partikel oder Verunreinigungen die Funktion, Qualität oder Sicherheit von Produkten beeinflussen können, etwa in der Automobilindustrie, Halbleiterindustrie, Optik, Medizintechnik oder Raumfahrt.
5. Gab es bei der Entwicklung oder Anwendung der Technologie lustige oder interessante Begebenheiten?
Ein besonders eindrückliches Projekt war die Bewertung verschiedener, werksseitig installierter Reinigungsstationen für Scheinwerfer an mehreren Standorten in Europa. Wir haben die Reinigungswirksamkeit in unserem CleanLab getestet und das Ergebnis war überraschend: die Wirksamkeit reichte von praktisch null bis maximal 50 %.
Dieses Projekt zeigte eindrücklich, dass Standardlösungen ohne messtechnische Prüfung oft nicht funktionieren und wie viel Geld und Aufwand dadurch eingespart werden kann, wenn man frühzeitig objektiv prüft.
6. Wie sieht die Zukunft dieser Technologie aus, wo geht es hin und was wird kommen?
Reinheit bleibt weiterhin ein zentrales Thema in allen Hightech-Branchen. Die Fragestellungen werden zunehmend diversifiziert: Manche Branchen suchen nach einzelnen Partikeln im Nanometerbereich, andere nach kritischen Partikeln im Millimeterbereich auf sehr komplexen Bauteilen, bei denen dann nicht die Analytik sondern die Partikel-Extraktion besonders herausfordernd ist.
7. Welche Dienstleistungen oder Services bietet ihr im Bereich Reinigungstechnologie konkret an? (Seminare, Service, Erarbeitung kundenspezifischer Prozesstechnologie, …)
Wir unterstützen Unternehmen durch unser Sauberkeitslabor, in dem Partikel- und chemische Analysen eine objektive Bewertung von Komponenten und Reinigungsverfahren ermöglichen. Ergänzt wird dies durch Reinigungsdienstleistungen, die wir mobil vor Ort oder in unserem ISO-1-Reinraum durchführen, sowie durch Schulungen, sowohl zu praxisrelevanten Aspekten der Produktion in Reinräumen als auch für die Ausbildung von Prüfern und Planern für Technische Sauberkeit.
8. Was war das interessanteste Projekt, an dem Du in diesem Bereich gearbeitet hast?
Am spannendsten finde ich die Breite der Themen und Fragestellungen, die je nach Branche ganz unterschiedlich sind. Besonders viel Spaß machen mir Schulungen, weil man dort den direkten Austausch mit der Industrie hat und hautnah mitbekommt, welche Herausforderungen und Fragestellungen die Unternehmen aktuell beschäftigen.