Erzählen Sie mal... Interview mit einem Mitglied des Geschäftsbereichs Reinigung bei Fraunhofer

© Fraunhofer FEP

In unserer Interview-Reihe stellen wir Ihnen in jedem Newsletter ein Mitglied aus dem Fraunhofer-Geschäftsbereich Reinigung einmal näher vor. Diesmal stand uns Daniel Weile vom Fraunhofer-Institut für Organische Elektronik, Elektronenstrahl- und Plasmatechnik FEP Rede und Antwort. Lesen Sie mehr über seinen Werdegang sowie seine persönliche Sichtweise zu den Zielen, Potenzialen und Wünschen für den Fraunhofer-Geschäftsbereich Reinigung.

 

1. Wie bist Du zum Fraunhofer-Geschäftsbereich Reinigung (FRei) gekommen?

In den Fraunhofer-Geschäftsbereich Reinigung, speziell in die Geschäftsstelle am Fraunhofer FEP, bin ich 2020 im Rahmen des Projektes CLOU- Entwicklung einer Fortbildung zum „Berufsspezialist industrielle Teilereinigung“ gekommen. Hier beschäftige ich mich mit den Grundlagen der Reinigungstechnik und ganz konkret mit der Entwicklung, Konzeptionierung und Durchführung einer neuartigen Weiterbildung im Themenfeld industrielle Teilereinigung.

 

2. Welches Ziel hast Du Dir für Deine Arbeit im Fraunhofer-Geschäftsbereich Reinigung gesetzt?

Dieses spannende und vielseitige Forschungsfeld fristet völlig zu Unrecht ein Nischendasein in der industriellen Produktion. Mein Ziel ist es deshalb Reinigungsthemen und deren Erforschung und Entwicklung ins Licht der öffentlichen Wahrnehmung zu bringen. Gleichzeitig versuche ich in meiner täglichen Arbeit dem inhaltlichen Spagat zwischen technisch möglichem einerseits und ressourceneffizient durchführbar andererseits für jeder einzelnen Fragstellung gerecht zu werden.

 

3. Was möchtest Du den Kunden von FRei mit auf den Weg geben?

Reinigen nach dem Prinzip „das haben wir schon immer so gemacht“ verschwendet unnötig Ressourcen, Zeit und Personal. Eine zeitgemäße Reinigung beschleunigt den Prozess, verringert den Aufwand und sichert die Produktqualität. Der beste Weg diese Lücke zu schließen, besteht in der Erschließung und Nutzung von spezifischem Wissen über die Reinigung im Allgemeinen und den eigenen Prozess im speziellen.

 

4. Was bietet das Fraunhofer FEP in der Reinigungstechnik an?

Unsere Arbeit umfasst zwei wesentliche Säulen: Fortbildung und Technologie-Beratung. Im Bereich Fortbildung bieten wir zwei Produkte an: ein Grundlagenseminar (mit wesentlichen Grundlagen der Reinigungstechnik über 4 Tage) sowie eine berufsbegleitende Weiterbildung zum geprüften Berufsspezialisten für industrielle Teilereinigung über ein knappes Jahr Ausbildungszeit.

Im Zuge unsere Beratertätigkeit helfen wir branchenübergreifend Firmen und Institutionen bei allen Fragen rund um technische Sauberkeit. Das umfasst Tätigkeiten von Beurteilung von Reinigungsprozessen über Technologieentwicklung bis hin zu Konzeptionierung von Anlagen und Produktionen.

 

5. Was macht Dich zu einem kompetenten Partner in der Reinigungstechnik?

Ich arbeite nun seit etwa 3 Jahren in der industriellen Bauteilreinigung und lerne noch immer täglich etwas Neues. Die unglaubliche Vielzahl an Fragestellungen, Anwendungen und bereits existierenden Lösung mit all ihren Varianten fasziniert und begeistert mich immer wieder.  Dabei ermöglicht meine Grundausbildung als Chemiker oft alternative Blickwinkel auf wichtige Aspekte der Teilereinigung in einer sonst eher technisch fokussierten Branche. Durch die Tätigkeit in der Ausbildung erhalte ich Einblicke in viele unterschiedliche Bereiche der Teilereinigung und verfüge damit über einen sehr guten Überblick.

 

6. Was wünschst Du Dir für die Branche?

Mehr Sichtbarkeit: „Reinigung ist nicht alles, aber ohne Reinigung ist alles nichts“. Reinigung findet überall statt, meist erfährt es jedoch nicht die nötige Aufmerksamkeit und Wertschätzung. Und das völlig zu Unrecht. Kein anderes Thema bietet so viele Variationen und Möglichkeiten, Branchen und Verfahren wie die Reinigungstechnik.

 

7. Was braucht es dringend, damit auf dem Gebiet der Reinigungstechnik der nächste große Schritt gegangen werden kann?

Der wichtigste Schritt für die Zukunft wäre ein Umdenken hin zu „reinigungsgerechte Konstruktion“. Also das Bewusstsein aller Beteiligten, dass Reinigungsschritte zwingend nötig sind, und sich nicht alle Verunreinigungen nachträglich beheben lassen. Das sollte bereits in der Konstruktion berücksichtigt werden, sodass „unmöglich zu reinigende Stellen“ (Hinterschneidungen, schmale und tiefe Bohrlöcher, innenliegende Grate …) von vornherein verhindert werden können. Dafür muss jedoch zunächst in den Köpfen aller Beteiligter das Bild vom „einfachen Abspülen der Bauteile“ geändert werden zu einer zeitgemäßen Wahrnehmung der Komplexität und Schwierigkeit der industriellen Reinigung.